Ich möchte mein Blog beginnen mit einem Nachruf auf einen treuen Freund, der 8 Jahre lang mein Kommunikationsmedium zur Welt war. NEWSMAIL war ein wöchentlicher Newsletter, den ich in den Jahren 1997 bis 2005 versendet habe mit Informationen, Tipps und Tricks aus der IT, meinem seinerzeit primären Arbeitsgebiet. Wir mußten uns damals entschließen, NEWSMAIL einzustellen und auch das NEWSMAIL Archiv vom Netz zu nehmen – wir waren einfach zu ehrlich und zu unbekümmert und wurden von den Juristen gewaltig in die Mangel genommen und zur Kasse gebeten:

1) In eigener Sache
Der letzte NEWSMAIL

Genau vor 8 Jahren, naemlich am 21. Maerz 1997 erschien die erste Ausgabe von NEWSMAIL. Unser erster ging seinerzeit an ganze 20 Abonnenten – Kunden, Freunde, Kollegen.

Waehrend der letzten 8 Jahre erschienen insgesamt 352 NEWSMAILs – fast jede Woche bis auf Urlaubszeiten oder Feiertagswochen. Unsere Abbonnentenzahl wuchs in dieser Zeit auf heute genau 17.534.

Wir konnten bislang erfolgreich allen Angeboten wiederstehen, die Adressliste zu verkaufen, wobei, nebenbei bemerkt, im Laufe der Jahre immer weniger geboten wurde. Auch haben wir in all den Jahren keine einzige Zeile Werbung in unserem NEWSMAIL integriert.

Nach so langer Zeit haben wir uns entschlossen, NEWSMAIL mit der heutigen Ausgabe einzustellen. Aufmerksame Beobachter haben haben auch schon bemerkt, dass unsere Websites seit vergangenem Wochenende nicht mehr erreichbar sind, sondern durch Visitenkarten mit den Kontaktdaten unserer Firmen ersetzt wurden.

Warum tun wir das?

Wir stammen aus der Steinzeit des Internet, als man noch froh war, dass die Pakete von einem Computer zum anderen flossen. Als man gluecklich war, einem anderen Teilnehmer am Internet durch die Bereitstellung von Ressourcen oder Informationen helfen zu koennen. Unsere erste Website haben wir 1993 veroeffentlicht, damals beantragte man Internet-Domaenen noch bei der Universitaet.

Daher ist NEWSMAIL auch all die Jahre werbefrei geblieben und wir haben uns erfolgreich dagegen gestraeubt, ihn auf HTML umzustellen.

Die Zeit dieses Internets ist aber heute vorbei.

Das Internet ist heute an allen Ecken und Enden kommerzialisiert, Viren, Wuermer und Trojaner machen es zum Dschungel, schlecht programmierte Internetseiten, die von Marketingabteilungen gemacht werden, sind ueber Modemleitungen nicht mehr ladbar, Werbung poppt ueberall hoch, vor allem da, wo man sie garnicht braucht, SPAM verstopft den Mailserver und raubt ihm seine Prozessorleistung.

Doch, was das schlimmste ist: Juristen haben das Internet als Einnahmequelle entdeckt.

Da wir sowohl als Pohle & Schultes IT Consulting AG, wie auch als Pohle Air GmbH gewerbliche Betreiber unserer Internetseiten sind, haben wir in den vergangenen Jahren „Strafbewehrte Unterlassungserklaerungen“ im mehrfach 5-stelligen Bereich erhalten und meist auch brav bezahlt, denn die Streitwerte waren jeweils so hoch angesetzt, dass wir uns noch nicht einmal den begruessenden Haendedruck unseres Anwaltes haetten leisten koennen.

Dabei ging es mal um einen pinken Dot, mal darum dass wir in einem nicht von uns bestellten Branchenbuch in der falschen Sparte eingetragen waren; einmal wurde bemaengelt, dass der Hinweis auf die AGBs zwar fett gedruckt aber in der gleichen Farbe wie der restliche Text war, einmal zeigte ein Link auf eine Software, mit der man angeblich boese Kopien machen koennte, mal wurde falsch zitiert, mal haben wir ueber ein Produkt etwas Negatives berichtet undsoweiter undsoweiter – lassen wir die Geschichten, sie waren teuer genug.

Wir nehmen hiermit offiziell Abschied vom offenen Internet, verschliessen unsere Server und stellen in Zukunft nur mehr die geschuetzten Bereiche fuer die Zusammenarbeit mit unseren aktiven Kunden in unserem Extranet bereit.

Wir hoffen an dieser Stelle sehr, dass wir auf unseren „neuen“ Webseiten www.pohle.de und www.pohleair.de alle juristisch notwendigen Angaben gemacht haben. Sollte unter den geneigten Lesern sich jemand befinden, der die aktuelle Rechtslage fuer den Mindestinhalt von Webseiten kennt, der moege doch bitte mal druebersehen und uns die fehlenden Angaben, moeglichst formlos und bitte nicht gleich in Form einer Abmahnung, mitteilen.

Wir begraben hier auch den einstigen Gedanken „Jeder hilft jedem“, der heutzutage nicht mehr durchfuehrbar ist. „Wenige helfen allen und jeder benutzt das zu seinem eigenen Vorteil“ ist kein besonders ethischer Ansatz und wird daher von uns nicht weiter unterstuetzt.

Wir sind ein technisches Unternehmen und haben unser Wissen und unsere Erfahrung der breiten Oeffentlichkeit zur Verfuegung gestellt. Das schadete uns nicht und nuetzte vielleicht anderen.

Wenn wir aber NEWSMAIL jede Woche erst zu unserem Anwalt tragen muessten um ihn zu zensieren, wenn wir jede „das funktioniert nicht, wie der Hersteller das behauptet“-Zeile aus unserem NEWSMAIL streichen muessen – dann macht das keinen Spass mehr. Wenn wir erst noch Werbung schalten muessten, um die Anwaelte zu bezahlen, dann finden wir das pervers.

Daher lassen wir heute einen der ganz alten Newsletters des Internet sterben. Ein Dinosaurier, der nicht mit der Neuzeit zurechtkommen moechte. 8 Jahre sind genug.

Ihre Pohle & Schultes AG
Christian Pohle und Thomas Pohle-Schultes

PS: Danke an alle, die uns im Laufe der Jahre mit nuetzlichen Tipps versorgt haben!

Mein Mitteilungsbedürfnis ist aber ungebrochen und ich habe in den letzten 4 Jahren vermißt, daß ich mich dem Rest der Welt nicht mitteilen kann. Nun kam in den Jahren eine neue Technik auf, die auch von immer mehr Menschen benutzt wird – Weblogging scheint also etwas “normales” zu werden. Ich hoffe, daß mein Weblog in der Masse der Blogs so weit untergeht, daß kein Abmahnanwalt etwas anstößiges daran findet und ich verspreche mir und auch meinen Firmen, daß ich nicht schlechtes oder kritisches schreiben werde, für das ich abgemahnt werden kann.Rein formaljuristisch betreibe ich das Blog als Privatmann, was aber eher eine dünne Ausrede ist, denn natürlich besteht mein Leben zu einem großen Teil aus der Arbeit für meine Firmen und darüber schreibe ich natürlich auch.