Ich habe im März 2012, das ist jetzt bald 5 Jahre her, eine Ausbildung zum Heilpraktiker in der Schule SanaVita begonnen. Ich interessiere mich schon lange für Gesundheit, dafür, wie der menschliche Körper funktioniert und wie man seine Gesundheit möglichst lange erhalten kann. Für ein Studium der Medizin war’s mit 47 Jahren zu spät, also hab ich mich an besagter Heilpraktikerschule eingeschrieben, denn auch dort konnte ich, fernab jeder Kügelchenschubserei, die Grundlagen der Schulmedizin erlernen und nach 3 Jahren die Prüfung zum Heilpraktiker ablegen.

Die ersten beiden Jahre klappte das ganz gut, ich hab neben der schulmedizinischen Ausbildung in den regulären Stunden noch einen Zusatzkurs zum Thema Naturheilkunde belegt und gelernt, was sich hinter der 4-Elementen-Lehre verbirgt, ich weiß, wie Schröpfen geht, was eine Blutegelbehandlung ist etc.
Nach 1 1/2 Jahren wurde es langsam zäher, ich hatte immer öfter keine Zeit für den regulären Unterricht und auch die regelmäßig eingeplanten Lernstunden am abend zuhause mußte ich immer öfter streichen. Eine Prüfung rückte immer weiter in die Ferne und mir wurde schon klar, daß die Prüfung eher nach 4 oder 5 Jahren sein wird, denn nach 3 Jahren, wie geplant, schließlich habe ich noch einen primären Job als IT-Berater, von dem ich lebe und einen zweiten Job als Fluglehrer, mit dem ich mir noch was dazu verdiene. Dazu kommt noch der Betrieb der Serverfarm in der Pohle IT Dienste UG (haftungsbeschränkt).

Letztes Jahr klappt es in der ersten Jahreshälfte noch ganz gut, jeden Dienstag in die Schule zu gehen und am Abend immer wieder was zu lernen, im zweiten Halbjahr war dann wieder Schluß – ich hatte keine Zeit für den Schulbesuch und auch am Abend war immer etwas anderes wichtiger, als das Lernen für die Prüfung. Dieses Jahr sitze ich wieder an meinem Zeitplan und stelle fest, daß ich mit meinen Tätigkeiten als IT-Berater und als Fluglehrer bereits bis Mitte Juli 2017 ausgebucht bin. Ich kann es im Moment nicht verantworten, den Dienstag für die Ausbildung als Heilpraktiker zu reservieren. Es geht ja nicht nur um den Besuch des Unterrichts, ich sollte ja am Nachmittag auch noch die Themen vertiefen und eigentlich jeden Tag 1-2 Stunden lernen, um eine realistische Chance zu einer Prüfung zu haben. Insofern wäre der früheste Termin, den ich für eine Prüfung anpeilen kann, das Frühjahr 2018 – das wären dann 6 Jahre und es ist noch nicht klar, ob meine Auftragslage im 2ten Halbjahr 2017 nicht ähnlich gut wird, wie zu Beginn und ich wieder verschieben muß.
Im Prinzip mach ich mir ja nix kaputt, ich könnte jederzeit auch später zur Prüfung gehen, wenn ich mit dem Lernen fertig bin, denn es ist ja (noch) keine strikte Ausbildung vorgeschrieben. Wie man sich das Wissen erarbeitet, ist egal, man muß nur in der Prüfung alles wissen. Ich weiß, daß es Tendenzen gibt, die Prüfung und Ausbildung zum Heilpraktiker zu verschärfen, damit muß ich leben.

Im Moment muß ich vor allem damit leben, daß ich ein Ziel nicht erreichen kann, das ich mir gesetzt habe. Wenn ich aber ehrlich bin, war mein eigentliches Ziel, etwas über medizinische Zusammenhänge zu erfahren und besser zu verstehen, wie ich funktioniere. Eine Prüfung zu machen, um dann anderen Menschen helfen zu können, war ursprünglich eher ein Add-On und wenn ich so nachdenke, wie Freunde so auf meine Heilungsansätze und Ratschläge reagieren, denke ich, ich würde ziemlich frustriert werden, falls ich mal als Heipraktiker praktizieren würde – meine Computer tun wenigstens, was ich ihnen sage, Flugschüler sind, bis auf wenige Ausnahmen auch recht folgsam weil sie schnell erkennen, daß es besser ist, wenn man’s so macht, wie der Lehrer sagt, aber Menschen tun selten das, was ihrer Gesundheit dient und so müßte ich mich als Heilpraktiker nicht auf die Prävention konzentrieren, die mich eigentlich fasziniert, sondern auf die ständige Therapie. Es könnte sein, daß mich das frustiert und von einer Praxis als Heilpraktiker mittelfristig abhält. Gelernt habe ich während den vergangenen 5 Jahren irre viel darüber, wie der Organismus funktioniert, ich habe vieles in mein tägliches Leben integriert, ich verstehe die medizinischen Bücher, die ich hier liegen habe und ich kann jederzeit nachsehen, wenn ich etwas wissen will.

Was ich noch gelernt habe in den letzten Jahren ist, daß ich auf mich aufpassen muß und dazu gehört auch, daß ich mir nicht zuviel aufladen darf, weil ich sonst in Streß gerate. Darum muß ich ehrlich zu mir sein und etwas aus meinem Plan weglassen. Die Tätigkeit als IT Berater soll’s nicht sein, weil ich davon prima lebe, der Betrieb meiner Serverfarm soll’s auch nicht sein, weil ich meine Kunden nicht im Stich lassen möchte, die Tätigkeit als Fluglehrer soll’s auch nicht sein, weil mich das sehr befriedigt, anderen Menschen etwas beibringen zu können, mein Privatleben, so kurz es ist, soll’s logischerweise auch nicht sein. An meiner Haushaltsführung kann ich nicht mehr viel optimieren, die ist mit Saug- und Wischroboter schon ziemlich perfekt eingerichtet – das einzige, an dem ich Zeit einsparen kann wenn sie knapp wird, ist die Ausbildung zum Heilpraktiker und das hab ich in den vergangenen Jahren ja schon unbewußt getan. Nun muß ich ehrlich zu mir sein und das nicht mehr unter den Teppich kehren, sondern offiziell: Ich geb’s auf.