Wenn man so lange im IT Geschäft ist und gute Arbeit macht, dann hat man auch langjährige Kunden. Von einem möchte ich heute erzählen, es ist ein kleines Ingenieurbüro mit 10 Mitarbeitern in der Nähe von München. Der letzte große Netzwerkumbau war im November 2001, damals wurde alles richtig gemacht, ein Compaq ProLiant ML350 in Rack Variante wurde beschafft, mit unvorstellbar großen 2 * 36 GB großen SCSI3 Platten und 512 MB Hauptspeicher ausgerüstet. Die Datensicherung erfolgte über ein 2/4 GB DAT Laufwerk, das genügte für die kaum gefüllte Festplatte völlig.

Die Software war Windows 2000 in der Small Business Edition, mit Exchange und SQL Server und einer Active Directory Domäne, die eine zentrale Verwaltung der Benutzerkonten und direkte Einbindung der PCs ermöglichte. Gefaxt wurde auch, mit GFI FaxMaker und einer AVM B1 aktiven ISDN Controllerkarte. Was heute wie ein Ausflug ins Museum sich anhört, war damals State-of-the-Art und ich war sehr glücklich, daß eine durchaus kleine Firma sich von mir so ein professionelles Konzept realisieren ließ.

Im Laufe seiner Lebensdauer wurde der Server mehrfach mit verlängerter Garantie durch Compaq versehen, er erhielt seinen Hauptspeicher auf 2 GB erweitert, es kamen 2 neue Platten hinzu mit je 72 GB, um dem gesteigerten Platzbedarf Rechnung zu tragen und die Sicherung wurde von Band auf eine Festplattensicherung mit Acronis TrueImage umgestellt (was ein Glück).

Gestern nun war sie zu Ende. Die Lebensdauer. Man kann einem Compaq ProLiant nach 11 Jahren auch nicht wirklich böse sein (meine Installation beim Norddeutschen Rundfunk in Kiel hielt auch nur so lange), nun ist eine Platte kaputt, ein Lüfter im Eimer und das Motherboard verabschiedet sich nach etwa 10 Minuten Betriebszeit. Der Kunde hat sich gestern entschieden, den Server nicht mehr weiter zu quälen, sondern ruhen zu lassen.

Ein Notfallplan ist realisiert, die E-Mails werden über einen notdürftig eingerichteten Webmailer empfangen und beantwortet, die Daten von der externen Platte mit Acronis auf einen der Rechner im Büro zurückgespeichert, der nun als notdürftiger Server dient. Soweit alles erstmal brauchbar und das gibt Zeit für ein neues Konzept. Zeit für einen Sprung in die Zukunft, denn jetzt wollen wir wieder alles richtig machen und so wird der Server durch ein Synology NAS ersetzt. Nicht gerade mit einer schier unvorstellbaren Speicherkapazität aber der Sprung von bisher 100 GB auf nun 1000 GB (natürlich auch gespiegelt, heutzutage nennt man das RAID 1) ist ja durchaus beachtlich:

Eine gemeinsame Domäne wird es nicht mehr geben, es hat sich in 11 Jahren herausgestellt, daß eigentlich jeder nur an seinem PC arbeitet und es überhaupt nicht wichtig ist, sich überall in der Firma anmelden zu können. Auch sind die ganzen Datenbanken, die mal stolz auf dem SQL Server waren, inzwischen lokalen Datenbänkchen gewichen, die jeweils nur einer verwendet. Eine File-System Sicherung auf das NAS genügt daher völlig und so wird CloudStation dafür sorgen, daß jeder Benutzer in der Firma die Verzeichnisse auf seinen Rechner rübersynchronisiert bekommt, die für ihn interessant sind.

Eine Migration zu Google Apps oder Office 365 schied aus, denn zum einen wollte der Kunde seine Daten auf keinen Fall in USA gehostet haben. Darum habe ich auch keinen Amazon Storage gewählt, sondern HiDrive von Strato. Zum anderen stammen etwa 75% der Dateien aus einer CAD Anwendung und einem Architekturprogramm. Diese könnten bei Google Apps und Office 365 auch nicht von unterwegs im Browser bearbeitet werden. Die im Datenspeicher enthaltenen Excel Dateien stammen zum größten Teil aus dem Architekturprogramm. Somit wäre die Bearbeitung von Dateien von überallher auf weniger, als 25% beschränkt, was nicht interessant war.

Das externe Backup wird im Jahre 2012 auch nicht mehr dadurch angefertigt, daß regelmäßig alles auf eine Platte gesichert und diese von einem Mitarbeiter nach Hause mitgenommen wird. Zeitgemäßer ist, das gesamte NAS mit einem HiDrive von Strato zu synchronisieren. Für geringe Monatsgebühr hat man so alle wichtigen Unternehmensdaten gegen Feuer und andere Katastrophen gesichert und zudem eine Verfügbarkeit der geänderten Daten für die letzten 24 Monate.

Und der lokale Exchange Server wird auch auf eine moderne Plattform gebracht, die komplette Maildomäne des Unternehmens wird ab sofort bei PSAG Mail gehostet. Das bildet alle bisher gewohnten Funktionaliäten des Exchange Servers ab und sogar noch mehr: So können nun auch die iPhones und Android Smartphones der Mitarbeiter angeschlossen werden und ein Faxservice ist natürlich auch eingebaut. Es fiel auch die Entscheidung für unseren modernen Webmailer als Client und gegen einen Upgrade der installierten Outlook Versionen auf den Rechnern.

Betrachtet man die Gesamkosten des Projektes, liegen wir heute bei etwa 1/10 der Kosten, die der Netzwerkumbau 2001 verschlang. Genauso bei den monatlichen Kosten, auch hier wird nur noch ein Bruchteil fällig, etwa 25%. Willkommen in der Zukunft.