Endlich. Ich beklage ja schon lange, daß Ernährungsfragen eher Glaubensfragen sind, denn richtig belastbare wissenschaftliche Ergebnisse zur Ernährung gibt es kaum, weil kaum einer forscht.

Und da entdecke ich ein Buch* von einem italienischen Professor Dr. Valter Longo, der sich tatsächlich in seiner Forschung damit befaßt, welchen Einfluß Ernährung auf das Altern und die Gesundheit hat und wie man sich ernähren soll, um länger gesund (und damit jung) zu bleiben. Er hat gerade ein Buch veröffentlicht*, ich hab‘s natürlich sofort gekauft und verschlungen:

Wobei ich den Titel ein wenig irreführend finde, aber das muß er wohl sein, um plakativ zu wirken. Seriöser wäre „Iss Dich nicht älter, als notwendig“ oder „Bring Dich nicht mit Messer und Gabel um“, aber das ist wahrscheinlich beides zu lang.

Innen ist das Buch allerdings äußerst seriös, auch wenn mir nicht gefällt, was drin steht. Mit „viel Gemüse“ lebe ich ja schon länger, gekochte Würste habe ich schon seit geraumer Zeit aus meinem Speiseplan verbannt (wegen dem undefinierbaren Fleischinhalt und dem vielen Phosphat), die wöchentliche Fleischportion habe ich reduziert und durch weniger, aber hochwertigeres Fleisch ersetzt aber der kommt doch glatt mit „veganer Diät mit ein, höchstens zweimal pro Woche Fisch“ daher.

Nun könnte man das einfach als „Der spinnt halt ein bissl“ oder „jaja, Veganer“ abtun – das schlimme aber ist, daß es bei Prof. Longo kein Glaube ist, keine Überzeugung, die dann irgendwie, mehr oder weniger fadenscheinig, begründet werden muß. Nein, er hat es erforscht. Er hat erforscht, wie sich Menschen ernähren, die besonders alt werden. Und daran werde ich in Zukunft dann wohl immer denken müssen, wenn ich auf einem Fleisch herumkaue: „Du machst Dein Leben kürzer“. Mist.

Dummerweise decken sich die Ergebnisse, die Prof. Longo präsentiert, alle mit meinen eigenen Erfahrungen und Messungen an mir selbst: Unnütze Kohlenhydrate vermeiden, Regional und Saisonal essen, viel Gemüse, etwas Obst, wenig Fleisch und Fisch, immer wieder Freßpausen einlegen (intermittierendes Fasten oder sogar ganze Fastenwochen), Eiweißzufuhr auf 0,8 gr. pro kg Körpergewicht am Tag begrenzen – ja, ich kann ihm nicht widersprechen, denn was er schreibt, deckt sich mit den Korrelationen meiner Ernährung zu meinen Blutwerten. Drum befürchte ich, daß er mit „kein Fleisch“ wohl auch richtig liegt.

Zwei Dinge gibt es für mich am Buch zu kritisieren:

  1. Von der Empfehlung „alle zwei Tage ein Multivitaminpräparat“ halte ich persönlich nichts, Vitamine mißt man im Blut und füllt dann auf, was fehlt. Das ist, ich weiß es, ein bissl teuer, weil die Vitamintests bei allen Laboren zwischen 10 und 25 € kosten (pro Vitamin!), aber die einzige Chance. Wozu sollte man im Auto Öl nachfüllen, wenn keines fehlt?
  2. Die Rezepte am Ende des Buches sind zwar gut gemeint, allerdings nicht praxisgerecht. Wer das so, wie gedruckt, nachkocht, wird bald wieder zu seinem alten Rezeptbuch zurückkehren. Sorry, aber da gibt es bessere und praxistauglichere Rezepte, die viel Gemüse, komplexe Kohlenhydrate und hochwertige Öle besser umsetzen.

Besonders interessant jedoch finde ich die von ihm vorgestellte Fastenkur. Er argumentiert, daß reines Wasserfasten dem Körper eher schadet und hat eine 5-tägige Fastenkur entwickelt und klinisch erprobt, bei der es durchaus was zu essen gibt. Das nennt er dann „Scheinfasten“. Das werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren (zu dieser Scheinfasten Diät gibt es KEINE Rezepte im Buch, sondern es wird ein Kit verkauft, das alle Bestandteile enthält. Klingt auf den ersten Blick nach einer fragwürdigen Taktik aber könnte begründet sein und Prof. Longo spendet laut eigener Aussage alle Erlöse aus diesem Kit für weitere Forschungen) und dann berichten.

Das Buch* ist jetzt schon ziemlich zerfleddert vom hin- und her blättern, anstreichen, rausschreiben. Es hat mich beeindruckt, weil es wissenschaftlich belegt, was sonst immer nur vermutet oder theoretisiert wird. Auch wenn einem das Ergebnis vielleicht nicht gefällt – hier ist das Rezept für ein langes, gesundes Leben.